Alle vier Jahre gibt es eine solche Wallfahrt der Messdiener. 50.000 Ministranten, davon 1.000 aus Österreich waren heuer, im Jahr 2014 dabei. In Rom wimmelte es vor MinistrantInnen, die Metro war für diese Gruppen ein sehr frequentiertes Transportmittel. So viele junge Menschen dann vor der Papstaudienz am Petersplatz war natürlich auch ein besonderes Erlebnis, obwohl eine ganz arge Hitze - es soll 35 Grad gehabt haben - herrschte. Das war sehr, sehr anstrengend. Trotz meines Alters hielt ich aber ebenso wie meine Minis in der prallen Sonne durch. Zu Hause stellte ich nachher fest, dass ich 2 Kilo meines Übergewichts in Rom gelassen habe. Das tat mir aber gut. Ich müsste öfters nach Rom zum Abnehmen fahren. Dass es auch im Vatikan eine Feuerwehr gibt, hat uns gefreut, denn diese verschaffte uns nämlich ein wenig Regen, da sie Wasser über uns spritzte.
Papst Franziskus empfing uns dort in der Hitze am Petersplatz, fuhr durch die Reihen der Minis und sprach zu meiner Überraschung in deutscher Sprache zu uns MinistrantInnen. "Vielen Dank für euren Besuch", begrüßte uns Papst Franziskus und sagte in deutscher Sprache unter anderem: "Gott will Menschen, die frei sind, weil sie sich als Kinder eines guten Vaters immer geborgen wissen."
Franziskus rief uns auch auf zur Weitergabe der frohen Botschaft: "Ihr seid aufgerufen, euren Altersgenossen von Jesus zu erzählen - nicht nur innerhalb der Pfarrgemeinde oder eures Verbandes, sondern vor allem außerhalb. Das ist eine Aufgabe, die besonders euch zukommt, weil ihr mit eurem Mut, mit eurer Begeisterung, mit eurer Spontaneität und Kontaktfreudigkeit leichter das Denken und das Herz derer erreicht, die sich vom Herrn entfernt haben. Viele junge Menschen eures Alters haben ein ungeheures Bedürfnis nach jemanden, der ihnen mit seinem Leben sagt, dass Jesus uns kennt, dass Jesus uns liebt, dass Jesus uns verzeiht, mit uns unsere Schwierigkeiten teilt und uns mit seiner Gnade unterstützt."
In der Hitze des Petersplatzes erblickte ich auch meinen schwitzenden Mitbruder Georg Henschling. "Dass da du des ontuast!", sprach er zu mir. Ich konterte: "Du jo a!" Aber ich sah noch genug andere Priester aus unserer Diözese. Pater Helmut Scheer, mein Nachbar, Altdechant Georg van Horick, Christoph Goldschmied, Norbert Orgelmeister, Dechant Christian Wiesinger, sogar einen unserer Bischöfe erblickte ich, Weihbischof Franz Scharl.
Am Abend eines der Tage in Rom war in der Titelkirche unseres Erzbischofs - „Gesu Divino Lavoratore“ - einem ganz modernen und geräumigen Bau Messfeier für die österreichischen Gruppen.
Für mich als Pfarrer war es ein außergewöhnlich schönes Erlebnis, eigentlich ein noch viel schöneres als die Begegnung mit Papst Franziskus, dass bei dieser Messfeier für die Österreicher dann auch zehn meiner Gefirmten ministrierten. Irgendwie war etwas von Gottes Geist da zu spüren.
Es war nicht nur für mich, sondern auch für meine Minis ein Erlebnis, von dem sie sicher ihren Kindern und Kindeskindern einmal erzählen werden. "Ich habe als gefirmte Christin in Rom ministriert!" Sie waren in gewissen Sinn auch "Martyrer", also Zeugen dafür, dass man fürs Ministrieren nie zu alt, oder zu "gefirmt" ist.
Nicht nur Ergreifendes gab es zu erleben, auch lustige Episoden ereigneten sich. So etwa als ich statt mit unserer Gruppe ins Kolosseum und übers Forum Romanum zu gehen, in die Basilika SS. Kosmas und Damian einkehrte. In die Stille kam auf einmal auch eine deutsche Ministrantengruppe. Nicht polternd kam sie herein, sondern ehrfürchtig. Ihr Pfarrer erklärte seinen Minis das herrliche Apsismosaik aus dem 5. Jahrhundert. Neben Christus berühmte römische Martyrer, darunter viele Schafe. "Das sind wir", sagte er. Darauf ein Ministrant, der über der Apsis das Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln erblickt hatte: "Das Oberschaf dort oben, das bist du!" Sie gingen dann nicht aus der Basilika, ohne auch ein flottes, frommes Lied zur Ehre Gottes gesungen zu haben.
Manchen Minis wurden auch die verschiedenen Nudeln zu viel. Man hörte dann öfters "I wü a Kebab!" Eine Ministrantin, der das Kebab besonders fehlte, fand doch Kebab, auch in Rom. Auf meine Frage, wie es ihr denn geschmeckt hätte, antwortete sie mir: "Nicht besonders, bei uns ist es besser, die in Rom geben auch Erdäpfeln dazu!"
(red)
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